Werde Leser!

Kategorien

Leben (32) Musik (27) Gedanken (26) Anderes (23) Freundschaft (19) Update (9) Liebe (8) Länder und Städte (5) Filme (4) Bücher (3)

Freitag, 12. November 2010

Blätterregen.

Somewhere over the rainbow/ What a wonderful world - Israel Kamakawiwo'ole alias IZ



Es ist Dienstag, ca. 13.30 Uhr.
Während ich mich noch hitzig mit zwei Freundinen über etwas unterhalte, wandern wir nach draußen auf den Schulhof.
Um vor dieser Hitzigkeit, die in der Klasse gerade irgendwie herrscht zu fliehen. Vortrag gehört, Kritik gegeben, an Blicken mindestens eine Million mal gestorben. Dankeschön!
Wir stehen nun auf dem Schulhof, nur wir drei. Unterhalten uns immer noch und sind leicht gestresst. Ungehalten schmeißen wir Wörter um uns, um unserem Frust und Unverständnis für die eine oder andere Reaktion Luft zu machen. Wir reden auf einander ein, stimmen uns zu oder wiedersprechen uns. Wir driften ein wenig vom Thema ab. Wir lästern nicht, nein, wir stellen fest! Irgendwie können wir gar nicht mehr aufhören uns über die letzten Stunden zu unterhalten. Naja, eher wild zu gestikulieren. Um nicht belauscht zu werden, haben wir uns ein kleines abgeschotterteres Plätzchen gesucht. Eins unter Bäumen.
Wir reden immer noch. Ich bin voll bei der Sache. Vor allem, weil ich mich so unverstanden fühle.

Wir stehen unter den Bäumen.
Und plötzlich kommt ein kleiner Windstoß und weht durch die Blätter. Weht uns die Haare ins Gesicht. Fegt durch die Bäume und rüttelt kräftig an ihren Ästen. Hunderte gelber, oranger, brauner und roter Blätter fallen auf uns nieder, regnen auf uns herab. Bleiben in unseren Haaren hängen und streifen unser Gesicht.
Es sieht wunderschön aus.
Wie ein Regen aus Farbe.
Zu den Blättern, die schon um uns herum auf dem Boden verteilt sind, gesellen sich noch mehr und der kalte, graue Steinboden ist nicht mehr zu sehen.
Diese vielen bunten Blätter durch die Luft wirbeln zu sehen, den Wind in den Bäumen rauschen zu hören, das Rascheln der Blätter wenn sie am Boden angekommen sind. All das bezaubert mich irgendwie.
Und verzaubert mich.
Gerade noch hitzig, unverstanden, unausgeglichen und irgendwie ein bisschen verzweifelt werde ich auf einmal ganz ruhig. Ich sehe nach oben in die Bäume. Sehe, wie die Blätter langsam ihren Weg nach unten suchen. Es sieht aus wie ein kleiner Tanz, den sie dort vollführen. Ein farbenfroher  Tanz. Und unwillkürlich muss ich lächeln. Ja, ich grinse beinahe, so glücklich macht es mich das zu sehen. Es mag komisch klingen, vielleicht albern oder übertrieben, aber genau in diesem Moment fühle ich so. Ich kann gar nicht mehr aufhören, zu lächeln und freue mich so sehr über dieses winzige, normal gewordene, typische Herbst-Spektakel.
Das, was mir eben noch den Kopf zerbrochen hat, ist unwichtig geworden und mir beinahe schon egal. Es interessiert mich nicht mal mehr halb so viel wie noch vor einer halben Minute. Ich bin selbst überrascht, wie die Natur meinen Gemütszustand  beeinflussen kann.
Am liebsten würde ich diesen Moment irgendwie festhalten. Ein Foto machen, es filmen, zeichnen wenn ich das könnte. Irgendwie unvergessen machen. Damit ich mich daran erinnern kann, wenn ich mal wieder in so einer Durcheinander-Situation bin wie gerade eben noch. Weil es so ein schöner Moment ist, einer von der Sorte Momente, die es nur ganz selten im Leben gibt.

Die Pause ist fast zu Ende. Der Wind ist aus den Bäumen verschwunden, mein Lächeln und die plötzliche gute Laune jedoch nicht. Wir gehen wieder ins Schulgebäude.
Ich schaue mich noch einmal um, blicke zurück auf die bunten Bäume und das Meer aus Blättern um sie herum. Ein paar wenige Blätter fallen vereinzelt auf den Boden.
Und irgendwie habe ich das Gefühl., dass der da oben, wer auch immer das sein mag und falls es ihn überhaupt gibt, dass er mir diesen kleinen Windstoß geschickt hat. Damit ich den Frust und dieses Gefühlswirrwarr vergesse, mich beruhige und es mir gut geht.
Vielleicht klingt das für manche blöd, unrealistisch oder was auch immer.
Ich glaube gerne daran.


Diese kleine Szene spielte sich vor ein oder zwei Wochen ab. Ich habe es bis heute nur einfach nicht geschafft, darüber zu schreiben. Mittlerweile regnet es nur noch und die Blätter sind nass und eklig und rascheln nicht mehr.
Aber ich habe diesen Moment und an ihm kann ich mich festhalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen